Reisen trotz Corona: Ist die Ansteckungsgefahr im Flugzeug höher als angenommen?

Flugbegleiterin Corona

Die Corona-Fallzahlen bewegen sich derzeit auf einem konstant hohen Niveau. Als Hauptgrund dafür gelten in erster Linie Treffen im privaten Bereich. Allerdings legen Studien jetzt nahe, dass die Ansteckungsgefahr insbesondere in Flugzeugen besonders hoch ist. Doch kann ein Flug tatsächlich gefährlicher sein, als etwa eine private Geburtstagsfeier?

Flugbegleiterin Corona
Die Lüftungsanlage im Flugzeug macht eine Corona-Ansteckung unwahrscheinlich, schließt sie aber nicht aus. Quelle: shutterstock.com

Besonders hohe Ansteckungsgefahr beim Fliegen trotz Corona?

Bisher wurde angenommen, dass die Gefahr, sich mit dem Coronavirus zu infizieren, dort besonders hoch ist, wo viele Menschen nah beieinander sind. Das gilt insbesondere dann, wenn die Räumlichkeiten nicht ausreichend belüftet sind. Damit galten insbesondere private Partys oder Barbesuche als besonders risikoreich. Der Aufenthalt an Bord eines Flugzeugs wurde hingegen als eher risikoarm eingeschätzt – trotz der Nähe zu anderen Passagieren ist hier schließlich eine effiziente Lüftungsanlage vorhanden.

Überraschenderweise heißt es in einer neueren Studie der Hanoi Medical University nun jedoch, dass insbesondere Langstreckenflüge von infizierten Reisenden dafür verantwortlich wären, dass sich das Virus rasant verbreiten konnte. Gleichzeitig geben die Autoren jedoch zu, dass es nur begrenzte Möglichkeiten gäbe, um zu bewerten, ob dabei eine Ansteckung während der Flüge stattgefunden hätten. Insgesamt werden jedoch gerade Langstreckenflüge als besonders risikoreich bewertet.

Ansteckungswahrscheinlichkeit darf nicht überschätzt werden

Obwohl die Studie der Hanoi Medical University andeutet, dass gerade Langstreckenflüge zur rasanten Ausbreitung der Corona-Pandemie beigetragen hätten, sagt sie nur wenig über das Ansteckungsrisiko an Bord eines Flugzeugs aus. Es wird lediglich vermutet, dass dieses während eines Langstreckenflugs besonders hoch ist.

Zu konkreteren Ergebnissen im Zusammenhang mit dem Ansteckungsrisiko an Bord eines Flugzeugs kommt hingegen eine zweite Studie. Im Rahmen der Untersuchung von Edward M. Choi wurde dabei das Ansteckungsrisiko während eines Flugs von Boston nach Hongkong ausgewertet.

Dabei stellte sich heraus, dass nach dem Flug bei zwei Mitgliedern des Bordpersonals und zwei Reisenden eine Sars-CoV-2-Infektion nachgewiesen werden konnte. Zudem waren die Erbgut-Sequenz des Erregers dabei identisch – hieraus konnte geschlossen werden, dass sich alle vier Personen während des Fluges infiziert hatten.

Allerdings lässt sich hieraus lediglich schlussfolgern, dass eine Ansteckungsgefahr – trotz Lüftungsanlage – auch im Flugzeug besteht. Dass diese jedoch besonders hoch ist, ergibt sich daraus nicht.

Flugreisen: Aktuell mit Vorsicht zu genießen

Auch die zwei neueren Studien zum Coronavirus in Zusammenhang mit Flugreisen bringen nur wenige neue Erkenntnisse. Insbesondere konnten sie nicht belegen, dass die Ansteckungsgefahr an Bord eines Flugzeugs besonders hoch ist. Gleichzeitig sollte aber auch niemand davon ausgehen, dass eine Ansteckungsgefahr im Flugzeug durch Luftfilter- und Lüftungsanlagen besonders niedrig wäre.

Das bedeutet: Wer aktuell auf eine Flugreise nicht verzichten kann oder möchte, sollte Vorsicht walten lassen. Dazu gehört unter anderem das Tragen einer Mund-Nasen-Bedeckung, regelmäßiges Waschen oder Desinfizieren der Hände und das Meiden von Menschenansammlungen. Da sich eine Infektion mit dem Coronavirus aber auch auf diese Weise nicht zu 100 Prozent vermeiden lässt, sollte bei Auslandsreisen außerdem immer an eine passende Auslandskrankenversicherung für die Reise gedacht werden. Nur wenn diese vorhanden ist und auch Pandemiefolgen abdeckt, können zumindest schwere finanzielle Nachteile durch eine eventuell notwenige Behandlung im Ausland ausgeschlossen werden.