Der Klimawandel ist allgegenwärtig und macht sich immer mehr bemerkbar. Vor allem in den Urlaubsländern rund ums Mittelmeer häufen sich Dürreperioden, Hitzewellen und Waldbrände. Worauf müssen sich Urlauber einstellen? Wie bereiten sich die Reiseveranstalter auf diese Extremsituation vor? Welche Rechte haben Reisende bei diesen Umständen? Wir klären auf.
Prognose der Experten: Dieser Sommer könnte noch extremer werden
Bereits seit Jahren haben beliebte Urlaubsländer, wie Spanien, Italien und Griechenland, mit klimatischen Extremereignissen zu tun – und diese häufen sich von Jahr zu Jahr. Experten sagen voraus, dass Waldbrände, Dürren und Hitzewellen immer extremer werden. In Teilen Griechenlands hat es schon seit Monaten kaum geregnet. Buschwerk und Gräser sind bereits im Frühjahr so ausgetrocknet, dass es zu ungewöhnlich vielen Wald- und Buschbränden in Griechenland kam. Auf der griechischen Insel Rhodos mussten im vergangenen Jahr mehrere Tausend Einheimische und Urlauber vor Waldbränden fliehen. Für viele war der Urlaub frühzeitig vorbei.
Wissenschaftliche Untersuchungen zeigen, dass es in diesem Jahr noch zu länger anhaltenden Hitzewellen und Dürren kommen kann. Die Prognosen für den bevorstehenden Sommer in den südeuropäischen Ländern stehen also nicht gut.
Reiseveranstalter verlängern Sommersaison
Der Klimawandel führt auch dazu, dass die Temperaturen in manchen Urlaubsländern, wie Italien, Griechenland und der Türkei, noch teilweise bis in den November relativ hoch sind. Tui hat nun auf die erhöhten Nachfrage nach einer Saisonverlängerung reagiert und die Sommersaison in Griechenland und der Türkei bis in den November ausgeweitet. Aber auch andere Reiseveranstalter, wie FTI, ziehen hinterher und verlängern ihre Saison in den beliebten Urlaubsregionen.
Trotz der Extremwettersituationen in den Mittelmeer-Ländern verzeichnen die Veranstalter keinen Rückgang der Urlauber. Im Gegenteil: Die Nachfrage nach einem Urlaub in Griechenland oder der Türkei steigt. Viele Reisende verlegen ihren Sommerurlaub allerdings auf den Herbst oder das Frühjahr, um den Hitzewellen auszuweichen. Die Ausweitung der Urlaubssaison vom frühen Frühling bis zum Spätherbst kommt damit vielen gelegen.
Hitzewelle im Urlaub: So bereiten sich Urlaubsländer und Reiseveranstalter vor
Auch, wenn die südlichen Länder bereits an Hitze gewöhnt seien, entwickeln diese kontinuierlich neue Maßnahmen, um sich dem Klima besser anzupassen und auf Naturkatastrophen besser vorbereitet zu sein, erklärt Kerstin Heinen, Pressesprecherin des Deutschen Reiseverbands. Im Fokus bei den Vorkehrungen rücken dabei Frühwarnsysteme, die Anlegung von Parks in Städten und ein besseres Wassermanagement. Gärten und Dachbegrünungen sollen ein besseres Mikroklima erreichen. Außerdem gebe es immer mehr Hotels, die auf erneuerbare Energien setzen, ergänzt Heinen.
Ebenso gut sind die Reiseveranstalter auf Hitzesommer in Urlaubsorten vorbereitet. Viele von ihnen haben bereits langjährige Erfahrungen im Umgang mit Extremsituationen. Die Unternehmen verfügen über eine gute Vernetzung und stehen in enger Kooperation mit den Kräften vor Ort. Die Sicherheit der Urlauber steht für die Reiseveranstalter im Mittelpunkt. Im Rahmen der meisten Maßnahmen im Krisenmanagement ginge es vorwiegend um Prävention, erzählt ein Sprecher von Dertour. So setzen einige Veranstalter auf eine gute Erreichbarkeit der Reisenden, um diese schnellstmöglich über unvorhergesehene Ereignisse am Urlaubsort auf ihrer Handynummer informieren zu können.
Die Reiseanbieter in Deutschland haben zudem die Möglichkeit, ihre Urlauber in alternativen Hotels unterzubringen oder kurzfristig einen Rückflug zu organisieren, sollte es zu einem Waldbrand kommen. Einige Veranstalter, wie etwa Dertour, informieren sich bereits im Vorfeld vor Ort mit einem Team für Sicherheitsmanagement über Präventions- und Evakuierungskonzepte. Zudem nehmen die Unternehmen an Krisenmanagement-Seminaren des Deutschen Reiseverbands teil, um auf Krisensituationen besser vorbereitet zu sein.
Reiseversicherung: Hitze als Grund für kostenlose Stornierung?
Viele fragen sich, ob man sich mit einer entsprechenden Reiseversicherung im Falle von Extremwettersituationen am Urlaubsort absichern kann. Eine pauschale Antwort gibt es auf diese Frage nicht, denn wie immer liegt der Teufel im Detail. Temperaturen jenseits von 40 Grad sind für die südlichen Länder nicht ungewöhnlich. Deshalb zählen Versicherungen und Reiseveranstalter Hitzewellen nicht zu den unvorhergesehenen Ereignissen. Wer also an seinem Urlaubsort unter der extremen Hitze leidet und seine Reise gerne kostenlos stornieren möchte, kann nicht auf die Unterstützung der Reiseabbruchversicherung hoffen. Anders sieht es aus, wenn vor Ort plötzlich Feuer ausbrechen, die den Urlaub gefährden. In solchen Fällen kann die Reiseabbruchversicherung greifen und die Mehrkosten, die durch die frühzeitige Beendigung der Reise entstehen, abdecken.
Eine Reiserücktrittsversicherung nützt bei diesen Gegebenheiten allerdings wenig, denn diese übernimmt nur Leistungen, wenn Sie Ihre Reise noch nicht angetreten haben und diese wegen eines unerwarteten Ereignisses stornieren müssen. Die reine Angst vor Waldbränden im Urlaubsgebiet ist für die Reiserücktrittsversicherung kein Grund für einen kostenlosen Rücktritt. Zu den typisch mitversicherten Ereignissen zählen eine plötzliche Erkrankung, Unfälle, Probleme am Arbeitsplatz oder Schäden am Eigentum. In solchen und vielen anderen Fällen übernimmt die Reiserücktrittsversicherung die Stornogebühren, die durch eine abgesagte Reise entstehen.
Rechte gegenüber Reiseveranstaltern
Doch welches Recht haben Urlauber in solchen Fällen gegenüber den Reiseveranstaltern? Das EU-Gesetz verpflichtet Reiseveranstalter dazu, ihren Kunden eine kostenfreie Stornierung zu gewähren, sollte am Urlaubsort ein Waldbrand ausbrechen. Dies gilt allerdings nur, wenn die Reise durch die Naturkatastrophe unzumutbar wird. Wer als Individualurlauber unterwegs ist, kann hier nur auf die Kulanz der jeweiligen Anbieter hoffen.
Leiden Sie unter der extremen Hitze in Ihrer Urlaubsregion, haben Sie in der Regel nur Ansprüche gegenüber Ihrem Reiseveranstalter, wenn vor Ort Mängel auftreten. Dazu zählen mitunter ein leerer Pool oder eine defekte Klimaanlage. In diesem Fall können Sie mithilfe einer Mängelanzeige eine Preisminderung verlangen.
Tipp: Mit einer Soforthilfeversicherung verfügen Sie übrigens über eine wertvolle Reisezusatzversicherung, die Ihnen in Notfällen eine schnelle und effiziente Unterstützung bietet. Tritt im Ausland nämlich ein unerwarteter Notfall ein, übernimmt die Soforthilfeversicherung unter anderem Leistungen für Such- und Rettungsmaßnahmen, Bergungen und die Koordination von Krankenhausbesuchen.